Aus hunderten von Pfeifen erklingen seit fast 50 Jahren die Töne unserer Orgel. Nun wird es Zeit für eine Generalsanierung. Seit dem 11. Januar 2021 wird die Orgel in einem Zeitraum von 8-10 Wochen auseinander gebaut, gereinigt und repariert. Einige Pfeifen werden ausgetauscht und durch neue Klangfarben ersetzt.
Dienstag, 9.3.2021: Der Anschlag wird eingestellt
Alle Orgelpfeifen sind jetzt wieder gesteckt und die Intonation (der Klang) der Orgel ist auch abgeschlossen.
Aktuell wird die Traktur (die Mechanik der Tastenbewegung zu den Pfeifen) fein eingestellt.
Das muss zu zweit gemacht werden. Die Taste wird angeschlagen und innen in der Orgel muss mechanisch die jeweiligen Wege der Züge entsprechend korrigiert werden. Das erfordert viel Feingefühl und ist in der Enge der Orgel nicht so einfach.
Als letztes wird danach der Ton (die Frequenz) der einzelnen Pfeifen bei Bedarf korrigiert. Dies geht nur bei gesteckten Pfeifen. Der Ton wird korrigiert, in dem die Luftsäule der pfeife leicht verändert wird, z.B. in dem der Stopfen er Holzpfeifen etwas rein geklopft wird oder nach oben gezogen wird.
Patenschafts-Pfeifen
So sehen unsere neuen Register aus, für die Sie Patenschaften übernehmen können:
Salicional 8′
Flachflöte 2′
Mittwoch, 3.3.2021: Feinabstimmung der Pfeifen
Die inneren Verbesserungen bzw. Reparaturen sind abgeschlossen. Jetzt kommen die Pfeifen nach und nach wieder rein und die Intonation (= Ansprache der Pfeifen und der Klang) der Orgel hat begonnen.
Der Klang einer Pfeife hängt von den erzeugten Obertönen ab. Diese wiederum werden durch eine Vielzahl von Änderungen an der Pfeife beeinflusst: Jede einzelne Pfeife wird geprüft und eingestellt, bevor sie wieder gesteckt wird. Hier werden Dellen oder Verformungen korrigiert, die „aufgerollte Nase“ (siehe 11.1.2021) angepasst.
Trickreich ist der Test des Mixtur-Registers
Dieses Register hat pro Ton / Taste 3 Pfeifen, die den gesamten Klang des Registers ergeb
en. Zum sauberen Einstellen der einzelnen Pfeifen darf natürlich nur eine von den 3 Pfeifen tönen, aber der Windruck (mit dem die 3 Pfeifen angesteuert werden) darf nicht verändert werden, weil sich dann wieder der Klang verändert.
Lösung: Es werden Papierstreifen in die Pfeifen geschoben, die nicht tönen sollen!
Die Holzbasspfeifen sind auch wieder an ihrem Platz.
Auch die betroffenen Prospektpfeifen, haben den größeren (runden) Aufschnitt bekommen (siehe auch19.2, Basspfeifen). Man muss aber schon genau hinsehen.
Etwas Hintergrundwissen (einfach ausgedrückt) gefällig?
Eine Pfeife „stimmen“ betrifft die Tonhöhe der Pfeife. Dies wiederum bestimmt die Länge der Pfeife.
Der Klang einer Pfeife, ist, wie man eine Pfeife hört, dies wird durch die mit erzeugten Oberwellen bestimmt.
„Mensur“ gibt das Verhältnis Länge zu Querschnitt an.
Z.B. sind diese beiden Pfeifen (in etwa) gleich lang, d.h. sie haben den gleichen Ton (Tonfrequenz). Aber der Klang ist völlig anders.
Je nach Mensur muss dann auch der Winddruck unterschiedlich damit es schönklingt. Deswegen wurde auch der Winddruck unserer Orgel erhöht, damit wir einen besseren Klang bekommen können. Früher dagegen war es „in“/üblich, eine Orgel mit eher zu niedrigerem Winddruck auszulegen.
Freitag, 19.2.2021: Fußpedale und Baßpfeifen
Die überarbeitete Pedalklaviatur ist probeweise an die Traktur (Mechanik von Taste zur Pfeife) angeschlossen worden.
So sieht die Pedalklaviatur von unten aus.
Die Trakturen (also der Stand der Tasten und wie stark man sie drücken kann) der Manualklaviaturen ist schon mal grob eingestellt worden:
vorher nachher
Die Basspfeifen sind auch gereinigt (das weiße ist Talkumpuder, damit die Toneinstellung mit den Stopfen besser gemacht werden kann).
Zusätzlich wird bei den Basspfeifen der Klang verbessert, indem die Anzahl der Oberwellen (Schallwellen) reduziert wird. Umso weniger Oberwellen erzeugt werden, desto besser oder der Klang der Pfeife als Grundton zu hören. Die Reduzierung der Oberwellen wird dadurch erreicht, dass man den Abstand zwischen Luftspalt und der Holzkante (genannt „Aufschnitt“) vergrößert. Die Vergrößerung wird erreicht, indem die gerade Kante jetzt gewölbt ausgearbeitet wird.
Links die Basspfeife vor der Bearbeitung mit gerader Kante. Rechts sieht man die neue Wölbung in der Kante, wodurch der Ausschnitt vergrößert wurde.
Donnerstag, 11.2.2021: Zuschuss-Zusage ist da.
Gestern kam die Bestätigung der GKV, dass uns ein Zuschuss des Landesamt für Schulen in Höhe von 2.100 € zugesagt wurde.
Von den rund 25.000 Euro, die uns die Renovierung kosten wird. Haben wir nun 17.500 € sicher finanziert (Dank dem Zuschuss, Gemeindespenden und einer großzügigen Erbschaft)
Es fehlen also „nur noch“ mindestens 7.500 €.
Wer etwas spenden möchte kann dies am einfachsten über das Spendenportal der Sparkasse Erlangen machen. Hier sind alle unsere Daten schon fehlerfrei hinterlegt. Wunder Sie sich nicht über die 22.000 Euro als Gesamtsumme. Das war bevor die Orgel geöffnet wurde.
Freitag, 6.2.2021 – Aus Alu-Draht wird Fichten-Leiste
Die letzte Woche ging es weiter mit den Verbindungen von der Taste zu der jeweiligen Pfeifenklappe.
Bisher waren die Verbindungsdrähte zur Windlade außen aus Alu-Drähten. Früher war das üblich wegen der Gewichtsersparnis und Verschleisßfestigkeit. Alu hatte aber den Nachteil, dass sich bei Temperaturwechsel, das Alu in Längsrichtung verändert. Dadurch wird aber der Tastenweg anders, Die Taste bekommt u.U. einen größeren Leerweg bis die Pfeife anspricht. So was ist von den Organisten natürlich nicht erwünscht!
Jetzt werden die Alu-Drähte durch Fichtenleisten ersetzt.
Diese Leisten haben feine Jahresringe und dehnen sich nur ggf. in der Breite aus, aber nicht in der Länge!
Die Leisten im Vordergrund sind schon verleimt, hinten müssen sie noch in die Halterungen geklebt werden.
Was für ein Gefrimel!
Links die Windlade mit ihren Pfeifen(Löchern) für das Manual I. Rechts der weiße Streifen ist die Windladen-Ergänzung für unser „neues“ Register.
Weil die Pfeifen nicht so dicht beieinander stehen können, wie die Tasten der Klaviatur, muss die Mechanik nach rechts und links entsprechend gespreizt werden.
Dazu dienen diese waagrechten, grauen „Stangen“.
Die Kunst ist, dass die Mechanik für den Weg von der Tastenbedienung zur Pfeifenklappe ohne Spiel funktioniert, aber auch leichtgängig ist, damit der Organist nicht zu stark die Tasten anschlagen muss.
Freitag, 29.1.2021 – Jetzt geht es an die Windladen
Ende dieser Woche gab es sichtbare Fortschritte in der Kirche. Der neue Motor ist eingebaut und die Box wieder verschlossen.
Die beiden gesäuberten Manualklaviaturen sind fertig montiert, aktuell werden die Zugfäden, die die einzelnen Pfeifen ansteuern, ausgetauscht. Dazu wird die jeweilige Windlade aufgeschraubt und die Metalldrähte ausgetauscht, die von außen (den Tasten) über Dichtungen in die Windlade gehen und dort die Klappe zu der jeweiligen Pfeife öffnen.
Blick in eine offene Lade: Die unteren Löcher sind die Öffnungen für die Drähte zum Ansteuern der Pfeifenklappen (oben mit den Buchstaben). Hinten sind schon die neuen Drähte eingezogen, vorne fehlen sie noch.
Oberer Pfeil: Diese Drähte steuern die Klappen (oben drüber) an.
Unterer Pfeil: Der silberne Ring ist ein Dichtungselement, damit möglichst keine Luft aus der Windlade durch die Drahteinführung herausströmt. Innen und unten an dem Ring ist Kaschmir. Das Dichtungsteil kann somit frei „rutschen“, damit es zwar dicht ist, aber auch eine möglichst reibungsarme Übertragung von Taste zu Pfeifenklappe gibt.
Wussten sie schon?
Es gibt Pfeifen, die sind oben offen und Pfeifen, die oben geschlossen sind. Eine geschlossene Pfeifen braucht nur halb so lang zu sein, wie die entsprechende offene Pfeife mit dem gleichen Ton. Dadurch wird natürlich Platz und Material gespart. Aber auch der Klang ist etwas dunkler, was durchaus auch gewünscht ist, z.B. bei tiefen Tönen.
oben offene Pfeifen.
Der rechte „Stapel“ sind geschlossene Holzpfeifen. Links der Verschluss,
rechts kann man noch gut die Luftspalten erkennen.
Hier erklärt übrigens die Maus wie eine Orgel funktioniert:
Freitag, 22.1.2021 – Was kostet die Renovierung?
So eine Aktion ist natürlich nicht billig.
Um eine qualifizierte Aussage zum Zustand der Orgel zu bekommen, wurde der Orgelsachverständige der Landeskirche eingeschaltet. Insgesamt (Gutachten, Renovierung, etc.) müssen wir mit rund 25.00 € rechnen, wenn nichts Unplanmäßiges dazu kommt. Zuschüsse gibt es keine, außer eventuell (!) vom Landesamt für Schulen in Höhe von 2.100 €.
An Spenden aus der Gemeinde sind bisher rund 2.400 € eingegangen.
Es fehlen also noch mindestens 19.600 €
Da z.Zt. alle geplanten Sonderaktionen leider ausfallen müssen,
freuen wir uns über jede Spende für unsere Orgelrenovierung!!
In der Werkstatt von H. Töpfer wurden in dieser Woche die Manuale usw. weiter renoviert, in der Kirche war weitestgehend Ruhe, …
… aber z.B. der defekte Gebläsemotor wurde ausgebaut und der neue geliefert.
Hier stecken normalerweise die großen Bass-Holzpfeifen. Gut zu erkennen sind die einzeln Gebläseeinspeisungen für jede Pfeife. (Blick von oben)
Und hier die dicken Füße der Bass-Holzpfeifen, die in die oben gezeigten Löcher kommen.
Hier sieht man die Pedale, mit denen festgelegt wird, welche Manuale (Manualklaviatur I und II, Pedalklaviatur) miteinander gekoppelt werden und die dazugehörige Mechanik.
In der Werkstatt wurden die Umlenkelemente der Tasten (damit wenn man vorne drückt, hinten oder oben bei den Pfeifen die Klappe aufgeht) umgebaut bzw. die Lager wieder instand gesetzt.
Die 90-Grad-Elemente (damit man um die Ecke kommt) waren vorher aus Metall, was zu viel Spiel hatte. Jetzt sind die Umlenkelemente aus Holz, was besser ist.
Dies sind die 180-Grad-Elemente. Bei ihnen wurden die Lager repariert.
Die einzelnen Tasten der Manualklaviatur wurden gereinigt und das Lager mit Kaschmir ausgelegt und verbessert (der rote Streifen).
Nach der Reinigung wird jede Taste (von den Händen und den Füßen) einzeln von Hand wieder eingesetzt und jeweils mit 2 Drähten der Mechanik verbunden. (2 Drähte, damit ggf. 2 Manuale zusammen gespielt werden können.)
Freitag, 15.1.2021 – Was wird eigentlich gemacht?
Folgendes wird im Rahmen der Orgelrenovierung gemacht (vereinfacht und nicht komplett):
- Ausbauen des Pfeifenwerks, gründliche Reinigung der Metallpfeifen im Wasserbad, gerissene Lötnähte werden nachgelötet.
- Holzpfeifen werden ausgesaugt und gewischt. Der Kernspaltenbereich wird durch einen Hochdruckluftstrahl gereinigt.
- Überprüfen und ggf. korrigieren der Stimmvorrichtung
- Reinigung sämtlicher Orgelteile, z.B. Prospekt, Orgelinneres, Windlade, Spieltisch, Gehäuse
- Bei Manualklaviatur I wird der stark ausgespielte Holzbelag nachgeschliffen und poliert
- Bei der Pedalklaviatur werden die verschlissenen Druckfilze ausgetauscht und der Tastendruck eingestellt
- Die Windanlage wird auf Dichtigkeit überprüft.
- Wir bekommen einen neuen, stärkeren Gebläsemotor, damit die Pfeifen besser angeblasen werden können und dadurch besser klingen (Stichwort „Klangfarbe“).
Übrigens, der jetzige hat zu Weihnachten endgültig seine Funktion aufgegeben! - Außerdem wird ein Register, das kaum benutzt wird, „umgebaut“ zu einem dunkleren Klang, das besser für einen meditativen Gottesdienst genutzt werden kann.
- Die Pfeifen werden registerweise wieder eingesetzt, auf richtigen Sitz überprüft und eine gründliche Neuintonation in Absprache mit dem Orgelsachverständigen der evang. Kirche durchgeführt.
Durch eine Tür wird jede Pfeife einzeln rausgereicht und dann über die Leiter nach unten gebracht.
Kaum zu glauben, aber so kleine dünne Pfeifen finden sich in einer Orgel.
Durch die grauen Schläuche rechts, wird die Luft zu den Windladen transportiert. Die Windlade wiederum ist der Holzlkasten mit den Löchern. In die Löcher kommen die Pfeifen. Aus den Schläuchen wir die Luft in den Holzkasten geblasen und entweicht durch die Löcher in die Pfeifen.
Die Stangen rechts verstellen die Windladen für die verschiedenen Register. So wird gesteuert in welche Lade die Luft geht und welche Pfeifen Töne erzeugen können.
Montag, 11.1.2021 – Es geht los
Die Firma Töpfer hat mit der Renovierung angefangen. Die beiden Manualklaviaturen sowie das Pedalklaviatur wurden ausgebaut. Ebenso alle Pfeifen, bis auf die großen Prospektpfeifen, die außen zu sehen sind. Die Pfeifen werden auf der Empore erst mal gelagert.
Die 3 Klaviaturen und andere mechanische Teile wurden mitgenommen und werden diese Woche in der Firma wieder hergerichtet.
Deswegen wird es auch die restliche Woche in unserer Kirche erst mal nicht weitergehen.
So sieht eine Orgel von innen aus.
Und so nach dem Ausbau der Pfeifen. Durch die Löcher wird sonst die Luft in die Pfeifen geblasen.
Wo sonst unsere Posaunen spielen, lagern nun unsere Orgelpfeifen. (links im Hintergrund die aus Metall, links im Vordergrund und rechts die aus Holz)
Pfeifen kann man wie ein Klavier stimmen. Dies geschieht über die hier zusehenden „aufgerollten Nasen“.
Etwas Historie
In den Kirchenmäusen wurde über die Anschaffung der Orgel folgendes berichtet:
Kirchenmaus Nr. 18, Juni/Juli 1970
„Nach 1 Jahr Vorbereitung beschließt der Kirchenvorstand (KV) mehrheitlich die Anschaffung einer Orgel für ca. 38.000,-DM (ca. 19.430 EUR).“
Kirchenmaus Nr. 23, September 1971
„Die Orgel sollte Juli 71 erklingen, aber erst jetzt ist sie im Winter im Bau und im Frühjahr 1972 erfolgt die Aufstellung
Kosten belaufen sich jetzt auf ca. 48.000 DM (ca. 24.540 EUR), eingegangene Spenden 23.200 DM (ca. 11.680 EUR).“
Kirchenmaus Nr. 27, März 1972
„Die Orgel mit 12 Register und ca. 750 Holz- und Metallpfeifen, bis zu 3m lang ist am 16.3.1972 eingetroffen, soll am 7. Mai geweiht werden.“
Kirchenmaus Nr. 30, Dezember 1972
„Die Orgel ist bezahlt!“
Ein bisschen Daten
Unsere Orgel, von Kirchenmusikdirektor Haffner disponiert, war die letzte von der Firma Hirnschrodt gebaute Orgel.
Sie hat
– zwei Manuale
– zwölf Register
– ca. 750 Holz- und Metallpfeifen. Die Holzpfeifen sind aus Mahagoni bzw. z.T. aus Limba-Holz.
Die Orgel ist ein klanglich stark neobarockes Instrument. D.h. die tiefen Register sind eher zu schwach und die höheren eher zu stark ausgeprägt.
Gekoppelt werden können
– Manualklaviatur I mit II
– Manualklaviatur I mit Pedalklaviatur
– Manualklaviatur II mit Pedalklaviatur